Wir brauchen einen Realitätscheck im Bereich Mikroelektronik!

Am 28. April 2025 habe ich mich mit Vertreterinnen und Vertretern der spanischen und valencianischen Halbleiter-Landschaft getroffen. Bei dem Arbeitstreffen ging es um die Umsetzung eines EU-Chips Act 2.0 und die Zusammenarbeit zwischen Industrie und Parlament bei diesem wichtigen Thema. Der Europäische Rechnungshof hat in seinem gestern veröffentlichten Bericht festgestellt, dass der EU- Chips Act weit hinter den gesetzten Erwartungen zurück bleibt.

Der Chips Act sollte Europas Anteil an der Halbleiterherstellung ursprünglich verdoppeln. Der weltweite Mangel an Mikrochips während der Corona-Pandemie hatte deutlich gemacht, wie wichtig sie für die Wirtschaft sind. In der Strategie der EU wurde das Ziel festgelegt, dass die EU bis 2030 einen Marktanteil von 20% an der weltweiten Produktion moderner Mikrochips erreicht.

Laut den Rechnungsprüfern hinken wir diesem Ziel weit hinterher. Die Gründe dafür sind vielfältig: Den Großteil der Investitionen leisten die EU-Länder und die Privatwirtschaft, die Kommission investiert deutlich weniger. Weitere Probleme sind der Zugang zu Rohstoffen, hohe Energiekosten und
geopolitische Spannungen. Auch die Koordination zwischen der EU-Kommission und den Mitgliedstaaten ist ausbaufähig.

Dennoch: Auch wenn der Umfang der Investitionen in die Chipfertigung hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist, hat er das Bewusstsein für die strategische Bedeutung der Branche geschärft.

Es braucht nun eine präzise Aufgabenverteilung zwischen der EU-Kommission und den Mitgliedstaaten, um den Chips Act fortzuschreiben. Maßnahmen müssen kohärent abgestimmt werden.

Zudem müssen wir stärker in Netzwerken denken und konkurrenzfähige solide Cluster etablieren: Dass sich der weltweit größte Chiphersteller TSMC für Europas größtes Cluster in Sachsen entschieden hat, verdeutlicht die Bedeutung leistungsfähiger Netzstrukturen.

Es ist gut, dass wir zu diesem zukunftsweisenden Thema im Austausch bleiben, über nationale Grenzen hinweg.